Historische Karte des Monats: Juni 01.06.2025 - Die ausgewählte Karte aus dem Archiv entführt ins Jahr 1946 und bietet einen Einblick in die geopolitische Lage Mitteleuropas unmittelbar nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs.

Im Juni stellt das Bundesamt für Eich- und Vermessungswesen die Karte Occupation Zones in Germany and Austria (Besatzungszonen in Deutschland und Österreich) aus dem Jahr 1946 vor. Diese Karte, herausgegeben vom US Department of State, Division of Map Intelligence and Cartography veranschaulicht, wie geografische Informationen genutzt wurden, um politische Realitäten abzubilden und zu kommunizieren. Die Karte illustriert die Aufteilung Deutschlands und Österreichs in Besatzungszonen durch die vier alliierten Mächte: die Vereinigten Staaten, das Vereinigte Königreich, Frankreich und die Sowjetunion.

Besonderheiten der Karte

Die Karte zeigt nicht nur die kontrollierten Gebiete („Besatzungszonen“), sondern auch die staatlichen Verwaltungsgrenzen, wie sie im Juli 1944 – also noch unter NS-Herrschaft – bestanden haben.
Dazu gehören:

  • Ländergrenzen in Deutschland, etwa zwischen Bayern, Preußen, Sachsen etc. (diese noch zusätzlich farblich hervorgehoben) und ihre Unterteilung in Regierungsbezirke
  • Grenzen der Reichsgaue als obere Verwaltungsbezirke, wie sie in den besetzten Gebieten eingerichtet wurden (z. B. „Reichsgau Oberdonau“)
  • Grenzen der Kreise als untere Verwaltungsbezirke

Die Grenzen der von Alliierten Mächten kontrollierten Gebiete auf der Fläche des Deutschen Reichs von 1937 (die danach besetzten Gebiete wurden unmittelbar wieder den Vorgängerstaaten zugeschlagen) sind in Rot über die Karte gelegt.

Auf der linken Seite befinden sich zwei Einsatzkarten: oben eine Detaildarstellung der Rheinprovinz, unten eine Übersichtskarte Europas mit den Grenzen des Deutschen Reichs von 1937.

Historischer Kontext

Die Karte dokumentiert eine entscheidende Phase der europäischen Geschichte, in der die Alliierten die politischen und administrativen Strukturen in den besetzten Gebieten neu ordneten. Die kontrollierten Gebiete bildeten die Grundlage für die spätere politische Entwicklung beider Länder.

In Deutschland führten die unterschiedlichen politischen Systeme in den kontrollierten Gebieten zur Gründung zweier deutscher Staaten: der Bundesrepublik Deutschland (BRD) im Westen und der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) im Osten.​

In Österreich hingegen gelang es, trotz der Teilung, die staatliche Einheit zu bewahren. Mit dem Österreichischen Staatsvertrag vom 15. Mai 1955 endete die Besatzungszeit, und Österreich wurde wieder ein souveräner Staat.

Am 8. Mai 2025 jährte sich das Ende des Zweiten Weltkriegs zum 80. Mal. Untrennbar mit dem Schrecken des Krieges ist das größte Verbrechen der Menschheitsgeschichte verbunden, die Shoah. Dazu wird aktuell die Errichtung eines Holocaust-Museums (ÖHM) als Sammlungs-, Bildungs-, Forschungs- und Gedenkort in Wien geprüft. Damit soll ein Ort entstehen, an dem die Aufarbeitung der Tätergeschichte und die Bewahrung der Geschichten der Opfer möglich sein soll. Mehr dazu auf der Seite des Bundeskanzleramtes

Titel: Occupation Zones in Germany and Austria
Herausgeber: Department of State, Division of Map Intelligence and Cartography
Autor: unbekannt
Maßstab: keine numerische Angabe, Maßstabsleiste in Kilometer und Meilen
Veröffentlichung: 1946
Format: 807 x 655 mm

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Die ehemaligen historischen Karten des Monats können in unserem Online-Archiv eingesehen werden.